Claus Tröger

Claus Tröger: MENSCH MEIER

Mensch Meier | von Franz Xaver Kroetz


| STADTTHEATER BRUNECK (Südtirol/IT)
  in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer Oberösterreich – Saison 2006/07
| Premiere: 14. März 2007

| Dramaturgie: Christian Martin Fuchs, Regie: Claus Tröger, Bühne: Klaus Gasperi
| DarstellerInnen: Katharina Brenner, Nik Neureiter, Josuah Meier


Claus Tröger: MENSCH MEIER
Claus Tröger: MENSCH MEIER Claus Tröger: MENSCH MEIER «Ich weiß aber ned, was ich tun soll, Mama. Ich kann doch ned einfach spazier'n gehn wie ein Rentner. Wennst es willst, dann häng' ich mich auf, dann bin ich weg und sitz' nimmer da den ganzen Tag.» (Ludwig)

Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche. Otto und Martha, die Eltern, haben ihr Zimmer, der Sohn Ludwig, 15 Jahre und auf Lehrstellensuche, schläft, von Postern umrankt, auf der Wohnzimmercouch. Enge Nähe in der Arbeiter­vorstadt, dichte Konflikte zwischen Mann, Frau, Sohn.

Er soll etwas Besseres werden, doch Ludwig sehnt sich nach Unabhängigkeit, Abgrenzung. Die Konflikte in Vaters Firma, Rationalisierung, Entlassungen von Ausländern, Älteren arbeiten in die Familie hinein, die Geldnot, die Untätigkeit des Sohnes tun ein Übriges. Ludwig entzieht sich dem Vater, lebt und arbeitet auf dem Bau. Martha ist dem krisengeschüttelten Otto lange Zeit eine geduldige Gefährtin in Küche und Bett; einmal stellt sie sich auf eigene Beine, nimmt sich ein Zimmer, geht arbeiten. Gibt es ein positives Ende?

Martha: «In ein paar Monat' vielleicht, wenn jeder auf die eigenen Füß' steh'n kann. Sonst kann ich mich nicht um dich kümmern, weil ich erst an mich denk'n muss, und das bin ich nicht gewohnt.» — Ludwig: «Und der Papa?» — Martha: «Muss es auch.» — Ludwig: «Was?» — Martha: «Was mir tun. Lernen.»
Kroetz, 1980: «Je älter ich werde, um so deutlicher merke ich, dass ich nicht der kommunistische Stückeschreiber bin, der in der Lage ist, ad hoc denkend ein Sujet von aktueller Notwendigkeit zu finden. Auch in meinen Arbeitslosenstücken ist Arbeitslosigkeit ein Thema, das einen existentiellen Ruin mit sich bringt, den ich selber schon, ohne arbeitslos zu sein, so und so oft erlebt habe. Welche Stücke ich auch nehme, es sind existentielle gesellschaftliche Beschädigungen.

Ich schreibe — ich hab' das lange nicht zugegeben — ob es über Kinder oder Opas geht — sehr viel von mir. Ich bin mehr diese Figuren, als der Manager oder der Betriebsleiter A und B oder der Herr von Siemens. Zu diesen Figuren fällt mir absolut nichts ein, ich finde das Milieu unspannend, mich interessieren diese ausgebufften Typen mit Aktenköfferchen nicht.

Ich schreibe nicht über Dinge, die ich verachte ... mich interessieren mehr und mehr meine eigenen biographie-immanenten, existentiellen Ruinen, die ich versuche, als gesellschaftliche Phänomene zu begreifen und darzustellen.
»
Franz Xaver Kroetz, am 25.02.1946 in München geboren und Absolvent des Max Reinhardt Seminars in Wien, zählt seit den Uraufführungen seiner ersten Stücke „Heimarbeit” und „Hartnäckig” (Münchner Kammerspiele, 1971) zu den großen realistischen, sozialengagierten Autoren der Gegenwart.

„Wildwechsel”, „Michis Blut”, „Oberösterreich” oder „Männersache” setzen sich konsequent mit den sozialen Bedingungen der einfachen Menschen auseinander, ohne Prüderie, schonungslos und mit tiefstem Wissen um die Psyche jener, die die sogenannte soziale Basis ausmachen. Diese Linie wurde mit „Mensch Meier” (1977), „Der stramme Max” (1980), „Nicht Fisch nicht Fleisch” (1981), „Furcht und Hoffnung in der BRD” (1983), „Bauern sterben” (1985) bis in die Gegenwart fortgesetzt. Eine weitere Linie seines Werkes ist die soziale Desintegration von sogenannten geistig Behinderten: „Stallerhof” (1972), der Roman „Der Mondscheinknecht” (1981), „Der Drang” (1994).

„Mensch Meier” wurde in Brasilien uraufgeführt, gemeinsame deutsche Erstaufführung am 23.09.1978 in Düsseldorf / Tübingen / Kaiserslautern / Dortmund, ferner vom Hessischen Rundfunk verfilmt ... in der Regie von Kroetz.

Fotos: Stadttheater Bruneck
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