Claus Tröger

Claus Tröger: KOLLABORATION

Kollaboration | von Ronald Harwood | ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG


| SALZBURGER LANDESTHEATER – Saison 2010/2011
| Premiere: 20. Jänner 2011

| Regie: Claus Tröger, Ausstattung: Katja Schindowski...
| DarstellerInnen: Ulrike Walter, Anna Unterberger, Georg Clementi, Axel Meinhart, Sebastian Fischer, Werner Friedl


Claus Tröger: KOLLABORATION
Claus Tröger: KOLLABORATION Claus Tröger: KOLLABORATION Claus Tröger: KOLLABORATION Claus Tröger: KOLLABORATION Claus Tröger: KOLLABORATION Claus Tröger: KOLLABORATION Claus Tröger: KOLLABORATION Claus Tröger: KOLLABORATION Claus Tröger: KOLLABORATION Im Mittelpunkt von Ronald Harwoods neuem Stück „Kollaboration“ stehen Richard Strauss, seine Frau Pauline und Stefan Zweig.

Der zu seiner Zeit berühmteste deutsche Komponist ist im Jahre 1931 – zu Beginn des Stückes – ausge­brannt, fühlt sich leer und verbraucht. Stefan Zweig, in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Autor auf der Höhe seiner Schaffenskraft, soll Strauss retten, ihn inspirieren und ihm ein Libretto für eine neue Oper schreiben. So beginnt die Zusam­men­ar­beit zwischen Strauss und Zweig an der Oper „Die schweigsame Frau“, die am 24. Juni 1935 in Dresden überaus erfolgreich uraufgeführt wurde.

Der Terror der Nationalsozialisten verhindert es, daß es zu einer weiteren Zusammenarbeit zwischen Strauss und Zweig kommt. Obwohl Strauss Zweig bestürmt, weiter – und notfalls geheim – für ihn Libretti zu schreiben, kann Zweig die Zusammenarbeit nicht fortsetzen. Er flieht mit seiner Geliebten vor Nazi­deutsch­land erst nach England, dann nach Brasilien, wo er am 22. Februar 1942 Selbstmord begeht. Ge­bro­chen vom Untergang der europäischen Kultur, sieht Zweig für sich und seine Geliebte nur noch im Tod einen Ausweg aus einer nicht länger erträglichen, unzumutbaren Situation. Strauss hat Zweig vergeblich vor Flucht und späterem Selbstmord zu bewahren versucht.

In seiner Eigenschaft als Präsident der Reichs­musik­kam­mer glaubte Strauss, sich Freiheiten gegenüber den Nazis herausnehmen zu können, glaubte er sei­ne Musik heraushalten zu können aus den Ver­stri­ck­un­gen in politische Katastrophen. Ein hoffnungsloser Glaube – denn die Nazis erpreßten Strauss mit Dro­hungen gegen seine jüdische Schwiegertochter und seine halb-jüdischen Enkel, deren Unversehrtheit er dadurch erkaufte, daß er sich nach außen hin nicht dem Regime gänzlich verweigerte. Den Freitod von Zweig hat Strauss nie überwunden – vielleicht weil dieser konsequente Schritt seine eigene Schwäche den herrschenden Verhältnissen gegenüber offenbarte.

Am Ende des Stückes – 1948 – steht Strauss vor einem Entnazifizierungsgremium und erklärt: « Ich habe niemals einer politischen Partei angehört, weder rechts, noch links. Meine Partei ist die Kunst, aus­schließ­lich die Kunst. Sie wollen, daß ich meine Be­tä­ti­gung während dieser fraglichen Zeit rechtfertige. Ja, ich habe große Erwartungen in Hitler gesetzt. Ja, ich habe alle führenden Nazis bei zahlreichen Gele­gen­hei­ten getroffen, ich habe mich mit ihnen eingelassen, ich habe mich von ihnen umwerben lassen, ich dach­te, ich könnte sie benutzen, aber sie haben mich benutzt. Dann haben sie mich fallengelassen, als sie merkten, daß ich keiner von ihnen bin. »

Exemplarisch an der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Strauss und Zweig und deren Vernichtung durch die Machtverhältnisse im Nazi-Europa diskutiert Ronald Harwood die immer aktuelle Frage nach der Rolle des Intellektuellen und Künstlers in einer politisch pervertierten Welt.

Im Vorwort zu seinem Stück „Kollaboration“ schreibt Harwood: « „Kollaboration“ ist ein Komplementär zu „Der Fall Furtwängler“, meinem Stück über die Entnazifizierung von Wilhelm Furtwängler. »

PRESSE

Der Standard:

« Regisseur Claus Tröger bleibt in der öster­rei­chi­schen Erstaufführung mit seinem Ensemble nah an der historischen Vorlage und macht aus dem Stück einen abwechslungsreichen Theaterabend mit intensiven Dialogen. Die Rollen sind glänzend besetzt, ein hoch motiviertes Ensemble tobt sich hier einsatzfreudig aus. Axel Meinhardt als Strauss unterstreicht durch theatralische Gesten seine Leidenschaft für die Musik. Georg Clementi überzeugt in seiner Darstellung des großen, übersensiblen Dichters. Strauss-Ehefrau Pauline (hervorragend: Ulrike Walther bringt durch ihre trockene Art Humor ins Spiel. Gekonnt auch der Auftritt Sebastian Fischer, der als für Kul­tur­an­ge­legenheiten zuständige Parteifunktionär Hans Hinkel langsam seine Contenance verliert. Lang anhaltender Applaus und Bravo-Rufe krönten die gelungene Darbietung. »


Salzburger Nachrichten:

« Das ist ein Stoff, in dem reichlich Brisanz steckt, und Ronald Harwood gelingt es, zu verknappen und zuzuspitzen, damit die nötige Bühnen­wirk­sam­keit erreicht wird. Regisseur Claus Tröger und das Ensemble werden der Aufgabe durchaus gerecht, sodass das Publikum einen pointierten, spannenden, nachdenklich machenden Thea­ter­abend erlebt. (...) Man spürt die Lust des Autors, aber auch der Beteiligten an der Aufführung, die verschiedenen Charaktere möglich plastisch zu zeichnen. Strauss, gespielt von Axel Meinhardt, erscheint als jovialer, zu Theatralik neigender Mann. Wenn er die Daumen in seine Weste ein­hakt, dann drückt sich in dieser Haltung aus, dass er sich von niemandem unterbuttern lassen will. Das schafft höchstens seine Frau, die ihn von den Höhen seiner künstlerischen Ausflüge auf den Fußabstreifer der Tatsachen zurückbringt. Ulrike Walther liegen die herben Frauentypen dieser Art besonders. »


EpocheMedia:

« Als Kontrapunkt zum unheilvollbringenden Geschehen hat Ronald Harwood, der Autor dieses Bühnenwerks, in seinen Text viele For­mu­lierungen eingebaut, die zum Lachen anreizen. Schon in der ersten Szene sorgt des Kompo­nis­ten bessere Hälfte Pauline Strauss (Ulrike Walther) für Heiterkeit. Das Publikum freut sich über den Volltreffer des Salzburger Landes­thea­ters. Der breite Beifall bestätigt: ein heraus­ra­gen­der Theaterabend – eine gelungene Insze­nie­rung Claus Trögers. »


DrehPunktKultur

« Claus Trögers Inszenierung von Ronald Harwoods Stück „Kollaboration“ in den Kam­mer­spielen verlässt sich unbeirrt auf die intelligenten Dialoge der handelnden Personen: Richard Strauss, seine Frau Pauline, Stefan Zweig, seine Sekretärin und spätere Frau Lotte Altmann. Die Inszenierung von Claus Tröger und die Dramat­urgie von Heiko Voss arbeiten einander zu. In der dichten Bühnen-Atmosphäre reißt die Spannung nie ab. (...) Auch Katja Schindowski hält sich mit ihrer Ausstattung stringent an das auf das Wort reduzierte Konzept, treibt keinen ablenkenden Aufwand. Ein strenger Hosenanzug für Pauline Strauss, ein schlichtes Sekretärinnenkleid für Lotte Altmann, wenige Requisiten in Weiß. Gehalten durch das funktionelle Gerüst entfaltet das gesamte Ensemble ein professionelles, intellektuelles Spiel. (...) Den gegensätzlichen Part zu Ulrike Walther als Pauline Strauss übernimmt Anna Unterberger als Lotte Altmann. Sensibel, von Zweifeln gequält, seiner Rolle feinnervig gerecht werdend, schließlich Georg Clementi als Stefan Zweig. Selbstsicher, grandios, Axel Meinhardt als Richard Strauss. Nicht minder überzeugend Sebastian Fischer als Hans Winkel und Werner Friedl als Paul Adolph. »
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