Claus Tröger

Claus Tröger: JUDAS

Judas | Schauspiel von Lot Vekemans


| DEUTSCH-SORBISCHES VOLKSTHEATER, Bautzen (DE) – Saison 2022
  Premiere: 30. September 2022

| Regie & Bühne: Claus Tröger, Bühnenmusik: Julius von Maldeghem,
  Dramaturgie: Evelyn Günther, Regieassistenz: Stephanie Brückner

| Darsteller: Ralph Hensel

Claus Tröger: JUDAS
Claus Tröger: JUDAS Claus Tröger: JUDAS
Judas – der Name steht für Verrat. Er ist als der Verräter schlechthin in die Geschichte eingegangen. Ein Mann, der jahrhundertelang von allen geschmäht wurde. Doch wäre ohne diesen Menschen und ohne seinen Judaskuss das Christentum nie zu einer der großen Weltreligionen geworden – unter dem Motto: Einer muss es tun, damit Jesus zum Messias wird!
Frank Castorf nannte es «die Erotik des Verrats», die Spaß machen kann. — Wer etwas Neues will, muss Altes verraten!

Walter Jens hat schon 1975 in seinem Text „Der Fall Judas” definiert: «Ohne Judas kein Kreuz, ohne das Kreuz keine Erfüllung des Heilplans! Wenn im Kreuz das Heil der Christen begründet ist, so ist es nur konsequent, dem Judas als maßgeblichen Wegbereiter des Kreuzes gebührenden Anteil an diesem Heilsgeschehen zuzusprechen. Judas lädt also das unsichtbare Kreuz auf sich.»

Judas – der Sozialrevolutionär – wollte immer schon den Aufstand. War immer konsequenter, als all die anderen. Für ihn gab es nur das zu verändernde Diesseits und keinen auserwählten Sohn Gottes. Judas ist ein Kämpfer und findet Jesus feige. Er war wütend, weil Jesus sich immer wieder erniedrigen ließ. Sein Verrat an Jesus ist also auch der Versuch, den eigenen Überzeugungen treu zu bleiben.

Judas – der Wandervortragende. Ohne Diaschau aber in umfassender Überzeugung und Notwendigkeit. Angewiesen auf die Eintrittsgelder. Kein Hollywood oder Streamingdienst interessiert sich für seine Story. Er ist unpopulär und nicht massentauglich. Wir alle sind inzwischen Verräter in irgendeiner Form geworden, wir benötigen kein "Vorbild" mehr.

Der Grundtenor von „Judas” ist wohl: «Ich habe nichts Falsches getan!» Sein "Vortrag" kapriziert sich auf den Versuch einer Klarstellung. Er pendelt dabei hin und her zwischen Vortrag/Ansage an das Publikum und sich ergebenden Selbstreflexionen (Selbstgesprächen). Manifeste der Verzweiflung. Ein Haltloser, ein "Mann über Bord", ein Zerrissener, dessen Plan einer "Richtigstellung" – wie schon immer – scheitern wird.

— Vermutlich aber sind wir es, die ihm unerbittlich seine Rolle zuerkennen
und somit den einfacheren Weg beschreiten.
Fotos: Miroslaw Nowotny/Theater Bautzen

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