Claus Tröger |
Einfach kompliziert | von Thomas Bernhard
| STADTTHEATER BRUNECK (Südtirol) – Saison 2009/10
| Premiere: 12. März 2010 | Gastspiele: THEATER ODEÏON (Salzburg, 08.-23.04.2010), FESTWOCHEN GMUNDEN (OÖ, 15.08.2010) | Regie: Claus Tröger, Ausstattung: Klaus Gasperi | DarstellerInnen: Klaus-Martin Heim
In drei Szenen – gegliedert nach den Tageszeiten früh, mittags und abends – hadert ein alter Schauspieler mit seiner Vergangenheit. Er hat die ganze Familie überlebt, führt aber in Selbstgesprächen den Streit mit der längst verstorbenen Ehefrau weiter. Selbst Shakespeare und Schopenhauer sind seine Widersacher geworden.
Sein Alltag spielt sich nun in einem schäbigen Zimmer ab, in dem er Besuch von Mäusen bekommt, die hinter einer Fußleiste leben. Diese Tiere stattet er mit Namen wie 'Admiral Nelson' oder 'Dönitz' aus, und schließlich will er sie vergiften. Seine einzige Verbindung zur Außenwelt ist ein neunjähriges Mädchen, das ihm einmal wöchentlich Milch bringt, obgleich er Milch verabscheut. Sie darf – außer ihm selbst – als einzige die Shakespeare-Krone aufsetzen, die er einmal als Erinnerungsrequisit von einer Aufführung mitgenommen hat. Und unversehens spricht er einen Satz, der alle von sich selbst besessenen monomanen Bernhard-Figuren in ihrem unaufhörlichen Monologisieren, ihrer zwanghaften Ich-Darstellung erklären könnte: « Wir existieren nur, wenn wir sozusagen der Mittelpunkt der Welt sind. »
PRESSE
Salzburger Nachrichten (10.04.2010): « (...) Schörkellos und erfreulich unbleiern hat Regisseur Claus Tröger diese sprachmusikalische Partizip-Partitur inszeniert. Und wie Heim sie überaus – auch mimisch – präzise durchmisst, ist eine Fahrt hinaus nach Mayrwies jedenfalls wert. Viel Kluges schießt da hinter dem Gemaule des Alten hervor. Der 76-jährige Heim zeigt den meist im Pluralis majestatis sprechenden Mäusevergifter einmal warmherzig, einmal auftrumpfend, einmal erbarmungslos oder wahnhaft-cholerisch, einmal resigniert. (...) » Dolomiten – Südtiroler Tageszeitung (Joachim Leitner): « (...) Spielerisch wechselt Heim zwischen dem scheinbar zwanghaft neurotischen Verhalten eines alternden Soziopathen und dem Pathos des Großschauspielers. Er legt den würdevollen Kern lächerlicher Posen frei und stößt – nur Augenblicke später – die Attitüden des 'Intelligenzlerlebens' vom Sockel. Vielschichtig und noch im subtilsten Augenrollen präzise leiht Heim der komplizierten Einfachheit verfallenden Lebens eine manchmal brüchige und dann wieder bewundernswert klare Stimme. Eine Stimme, die durch Claus Trögers betont ruhig daherkommende Inszenierung, die frei ist von wichtigtuerischen Regiemätzchen und vermeintlich postmodernem Chaos, den nötigen Wirkungsraum erhält. » |
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