Claus Tröger

Claus Tröger: DER TRAFIKANT

Der Trafikant | von Robert Seethaler


| WALD4TLER HOFTHEATER Pürbach/NÖ – Saison 2020/21
  Premiere: 17. Juni 2021

| Regie: Claus Tröger, Bühne & Licht: Erich Uiberlacker, Kostüme: Alexandra Burgstaller,
  Video: Sebastian Greiner, Musik: Moritz Hierländer, Regieassistenz: Patrizia Buchinger
| DarstellerInnen: Julian Rohrmoser, Andreas Pühringer, Walter Ludwig,
  Johannes Rhomberg, Teresa Bönisch, Monika Pallua


Claus Tröger: DER TRAFIKANT Robert Seethaler hat einen Roman mit
bösem Zauber geschrieben: Ein herzensguter Junge soll im Wien der späten 1930er Jahre seinen eigenen Weg finden. Er trifft auf Liebe, Hass, Politik … und Sigmund Freud.


Der 17-jährige Franz Huchel verlässt 1937 sein Heimatdorf im Salzkammergut, um in Wien als Lehrling in einem Tabak- und Zeitungsgeschäft sein Glück zu suchen.

Dort begegnet er dem Stammkunden Sigmund Freud und ist sofort fasziniert von dessen Ausstrahlung. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden unterschied­lichen Männern.

Als sich Franz in die Varietétänzerin Anezka verliebt und in eine tiefe Verunsicherung stürzt, sucht er Rat bei Professor Freud. — Dabei stellt sich jedoch heraus, dass dem berühmten Psychoanalytiker das weibliche Geschlecht ein ebenso großes Rätsel ist wie Franz.

Ohnmächtig sind beide auch angesichts der sich dramatisch zuspitzenden politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse …
Robert Seethaler, geboren in Wien, ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler. Für seine Werke wurde er unter anderem mit dem Tankred-Dorst-Drehbuchpreis, dem Grimme-Preis und dem Staatsstipendium der österreichischen Bundesregierung ausgezeichnet.
Fotos: Erich Uiberlacker (20), Reinhold Hartl (9)
PRESSE:

kultur vision aktuell (Monika Zeiler, 29.06.2021)

Der Trafikant und Sigmund Freud — Ein großartiges Buch, ein sehenswerter Film, kann daneben ein Theaterstück bestehen? Es kann, wenn es so fesselnd inszeniert und so brillant gespielt ist wie die Produktion im Wald4tler Hoftheater. 

Wer hat Robert Seethalers Buch „Der Trafikant“ nicht gelesen, diese poetische Erzählung aus Wien in der Zeit des 'Anschlusses'. Es ist ein Werk, in dem die Brutalität des Nationalsozialismus dem Coming-Out eines jungen Burschen aus der Provinz gegenübersteht. Dem österreichischen Autor gelingt es meisterhaft, mit seiner leichten auch humorvollen Sprache dieses Gegenüber für den Leser begreifbar und spürbar zu machen. Die Leserin blieb berührt zurück.

Die Eigenproduktion des Wald4tler Hoftheaters unter der Regie von Claus Tröger berührte das Publikum nachhaltig. Das liegt neben dem Stoff an den großartigen Schauspielern, allen voran an Julian Rohrmoser als Franz Huchel, der 17jährig aus dem Salzburgischen nach Wien kommt und mit dem aufkommenden Antisemitismus konfrontiert wird.

Wie er dabei seinen Mut und seine Menschlichkeit bewahrt oder entwickelt, ist ein Lehrstück für die heutige Zeit. Er entdeckt aber auch die Liebe und die damit verbundenen Enttäuschungen. Die böhmische Stripteasetänzerin Anezka, lasziv, exaltiert und egoistisch gespielt von Teresa Bönisch, führt ihn in die Liebe ein und geht dann doch lieber eine Liaison mit einem SS-Mann ein.

Sein Chef, der Trafikant, Kriegsveteran aus dem 1. Weltkrieg, ist ein aufrechter Geist, der seinen Lehrling auffordert, Zeitung zu lesen. Und er hat auch solche Weisheiten parat, wie: ‹Die Politik verhunzt alles.› Andreas Pühringer spielt den Einbeinigen würdevoll und sympathisch. Als Judenfreund indes wird er verhaftet und stirbt im Gefängnis.

Wichtiger Partner von Franz wird der 'Deppendoktor' oder der, der den Menschen beibringt, wie ein ordentliches Leben geführt werden soll. Die Gespräche mit Sigmund Freud, gediegen gespielt von Walter Ludwig, stehen im Mittelpunkt der Inszenierung. Aber über die Liebe kann er Franz auch keinen Rat geben: ‹Man muss Wasser nicht verstehen, um kopfüber hineinzuspringen.› Und er konstatiert: ‹Sexuelle Erlösung bedeutet nicht eine Verbesserung des Gesamtzustandes.›

Mit weiß geschminktem Gesicht gibt Johannes Rhomberg verschiedene Figuren, wie den denunzierenden Fleischhacker, den Gestapomann, den Postboten. Er ist der Prototyp des Bürgers, Mitläufers aber auch Mittäters, weißgesichtig, austauschbar, grausam.

Ein geschickter Regieeinfall ist die Einblendung von Videos (Sebastian Greiner), in denen die Mutter (Monika Pallua) die Briefe von Franz liest und die einen Blick zurück in die sogenannte heile Welt der Provinz erlauben. Das Bühnenbild (Erich Uiberlacker) mit den drei Türen, in denen die Videos, die Trafikauslagen, ein Gestapobeamter, Schießbudenfiguren oder am Ende Franz‘ aufgeschriebene Träume platziert sind, unterstreicht die Vielschichtigkeit der Inszenierung.

Die Umstände, in die Franz in Wien gerät, lassen ihn reifen, lassen ihn Verantwortung übernehmen. Julian Rohrmoser spielt diese Entwicklung fühlbar, wenn er sagt ‹bis vor kurzem war ich ein Kind› und jetzt sei er aber noch kein Mann. Doch, er agiert wie ein Mann, mutig geht er zur Gestapo, wo er einen Schneidezahn verliert, und er setzt am Ende ein Zeichen, einen Fingerzeig für die Menschen.

Die Inszenierung bekommt durch die stimmige Musik von Moritz Hierländer eine zusätzliche Wirkung. Sie konzentriert sich in den Gesprächen zwischen Franz und Freud auf die Liebe, muss andere Themen des Buches auslassen. Deshalb die Empfehlung, das Gesehene, das Berührtsein im Theater, durch Lesen vertiefen.

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